Seit Januar dieses Jahres erneuert die Netzgesellschaft der Osnabrücker Stadtwerke AG als SWO-Netz GmbH die Schmutz- und Regenwasserkanalisation in der Scharnhorststraße. Die alten Leitungen stammen aus dem Jahr 1915 und waren entsprechend abgängig. Weiterhin war die Dimension des Regenwasserkanals für eine geplante Änderung des Gefälles im Regenwasser nicht mehr ausreichend. Bauzeit für die Gesamtmaßnahme (Kanalbau, Neuverlegung von Gas-, Wasser- und Stromleitungen und anschließende Straßenwiederherstellung) ist bis März 2018 geplant.
Eine Besonderheit dieser Maßnahme ist die Lage direkt vor dem VFL-Stadion in Osnabrück. In enger Zusammenarbeit mit den Sicherheitsexperten von VFL und Polizei wurde auch der Sicherungsbedarf der Baustelle den Anforderungen angepasst um während der Baumaßnahme die Fans vor der Baustelle zu schützen als auch die Baustelle vor den Fans.
Aufgrund des Alters und entsprechender Schäden konnten die vorhandenen Leitungen nicht in geschlossener Bauweise saniert werden. Zurzeit werden die Hauptkanäle (DN 200 bis DN 800) komplett erneuert um den geforderten technischen Ansprüchen, sowohl in hydraulischer als auch baulicher Hinsicht zu genügen. Das ursprüngliche Rohrmaterial der Schmutzwasserkanäle war Steinzeug DN 200. Die Regenwasserkanäle bestanden aus Beton DN 250 bis DN 400. Aufgrund der vielen vorgefunden Schadstellen und aufgrund angestrebter Sicherheiten gegen Wurzeleinwuchs sowie langfristige Stabilität der gesamten Leitungen kam für die Ableitung des Abwassers hier nur ein verschweißtes Kunststoffrohrsystem in Frage. PE-Rohre werden seit einigen Jahren für die Schmutzwasserkanäle seitens der SWO Netz GmbH aufgrund seiner Dichtheit favorisiert, erläutert Daniela Fiege, Leiterin der Abteilung Kanalbau bei der SWO Netz GmbH. Im den Regenwasserkanälen wird aus wirtschaftlichen und technischen Gründen weiterhin auf Beton-/Stahlbetonrohre gesetzt.
Die Hausanschlussleitungen im Schutzwasserkanal sind i.d.R. ebenfalls verschweißte PE-Rohre und für den Regenwasserhausanschluss setzt die SWO Netz GmbH auf PP-Rohre (KG2000).
Aufgrund des hohen Grundwasserstandes hat sich die SWO Netz GmbH dazu entschieden auch die PP-Rohre (KG 2000) für die Regenwasserleitungen zu verschweißen. Aus der BI UmweltBau Nr. 5 aus Oktober 2014 konnte wir entnehmen, dass es eine Möglichkeit gibt, PP-Rohre (KG 2000) bei Bedarf einfach zu verscheißen. Wir haben uns mit der Firma SABUG in Verbindung gesetzt und einen Vorführungstermin vereinbart. Die einfache Methode hat uns und den damaligen Polier auf der Baustelle überzeugt und somit haben wir kurzer Hand das System (IP-plus Schweißschweißsystem der Fa. SABUG) in eine Baumaßnahme integriert, so Daniela Fiege weiter.
Neben der technisch hochwertigen Lösung senkt das IP-plus Schweißsystem die Kosten für den Rohrbau gegenüber den herkömmlichen Schweißlösungen. Auch die Bauzeit durch eine schnelle und einfache Montage der Schweißringe kann somit verkürzt werden.
Beim der Verwendung dieses Schweißsystems wird der Gummidichtring einfach aus der Rohrsicke entfernt und durch den Schweißring ersetzt. Eine Änderung des vorhandenen Rohrsystems ist nicht notwendig. Der IP-Plus Schweißring ist einlegefreundlich vorverformt und einzelnen eingeschweißt. Er kann ohne Kraftaufwand in die Sicke des Rohres eingelegt werden.
Die Funktionsweise des IP-plus Schweißsystems unterscheidet sich von den Systemen der herkömmlichen Heizwendel-Schweißmuffen. Durch die Konstruktion dieses Schweißsystems wird während des Schweißvorgangs der zur Verschweißung benötigte Fügedruck selbst erzeugt. Basis des Schweißsystems ist ein aus modifiziertem PP bestehender Torus, der mit einem Heizdraht thermisch beaufschlagt wird. Bei der Erhöhung der Temperatur erhitzt sich der Torus und stellt sich so auf, wodurch eine Verschweißung der beiden Rohrpartner stattfindet und selbst Toleranzen im Millimeterbereich sicher ausgeglichen werden können. Das den Torus umgebende PP-Material, dient als Schweißzusatz. Das Multi-Voltage-Schweißverfahren bietet die Möglichkeit, die Temperatur und die zugegebene Leistung während des Schweißprozesses zu modellieren, um ein perfektes Schweißergebnis zu erhalten. Ein Entfernen der Oxidschicht ist bei diesem System nicht notwendig, da diese durch das „Aufstellen“ des Schweißringes sicher zerstört wird. Lediglich ein Reinigen mit PE/PP Reiniger ist notwendig. Dies wurde unter anderem durch die Schälversuche an der MPFA-Leipzig nachgewiesen. Die Einzelverpackungen garantieren außerdem eine hohe Qualität der gelieferten IP-Plus Schweißringe.
Mittels eines Bar-Codes werden die erforderlichen Schweißparameter in das Gerät eingelesen und entsprechend abgearbeitet. Bei herkömmlichen Schweißprozessen im Bereich Kunststoff-Heizwendel- Schweißen, wird die Spannung während des Schweißprozesses konstant gehalten. Beim Multi-Voltage-Schweißverfahren, wird diese definiert verändert. Die Qualitätssicherung und die Ausbildung der Schweißer werden für dieses System hoch angesetzt. Wie beim PE-HD-Heizwendelstumpfschweißen kommt es auf der Baustelle, bei der Verarbeitung der Bauteile auf einen hohen Qualitäts- und Sauberkeitsstandard an. Aus diesem Grund ist die spezifische Ausbildung der Schweißer für das IP-Plus Schweißsystem wünschenswert und erforderlich.
Entsprechende Seminare werden von der Fa. SABUG GmbH durchgeführt. Hierbei wird der Umgang mit dem IP-plus Schweißsystem theoretisch und praktisch geschult. Alle Nachweise der Funktionalität des IP-plus Schweißsystems wurden natürlich im Vorfeld durch entsprechende Sachverständigengutachten nachgewiesen. Weiterhin ist das gesamte System durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) für den Einsatz in Abwasserleitungen zugelassen. Zulassung : Z-42-5-553.
Erste Erfahrungen aus der laufenden Baustelle versprechen ein funktionelles und sicheres System zum Verschweißen von PP-Kanalrohren verschiedenster Hersteller. Aufgrund der positiven Erfahrungen wird die SWO Netz GmbH dieses System für wohl auch in Zukunft bei Kanalbaumaßnahmen mit in Erwägung ziehen.